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Road tripje

Kurz nach Midsommar wartete ich in einem Stockholmer Cafe auf meinen Zug zum Flughafen. Dabei lernte ich Carolina, eine Kolumbanierin, kennen, die einen Skandinavientrip machte und eigentlich in Delft studiert. Wir unterhielten uns eine Weile und haben facebook Adressen ausgetauscht. Danach folgte das übliche facebook Gegruschel. Vor 2 Wochen bekam ich dann überraschend eine Einladung auf eine Geburtstagfeier. Diese Feier stieg also dieses Wochenende. Und da ich seit 6 Wochen diese Gegend hier nicht mehr verlassen hatte, beschloss ich meinem gebrächlichem Autochen ein wenig Freilauf zu gönnen. Knapp 900 km und 2 Tankfüllungen später fasse ich zusammen: ein eigenes Auto macht reisesüchtig! Sich stundenlang über (glücklicherweise) fast leere Autobahnen treiben lassen, ist bei entsprechender Musik fast meditativ.
Am Abend vor der Geburtstagsfeier kam ich noch auf die Idee, ich könnte, wenn ich schon einmal in Holland unterwegs bin, auf einen Kaffe (oder besser Tee) bei Maritha in Friesland vorbei fahren. Gesagt, getan. Nach der Erfahrung der Juckelei letztes Jahr, bin ich früh losgefahren - was eine gute Entscheidung war. Denn während man sich auf niederländische Umleitungsbeschreibungen meistens noch (im wahrsten Sinne) einen Reim machen kann, sind fundierte Geographiekenntnisse Pflicht, ansonsten verheddert man sich in einem der vielen Autobahnkreuze, die einen statt an die Nordseeküsten lieber in die Ballungszentren Amsterdams leiten wollen. Ich habe mich gleich 3 mal verheddert (2mal direkt hintereinander an demselben Kreuz). Was aber die meiste Zeit gekostet hat, war die grandiose Idee der Autobahnbaustellenerfinder gleich ganze Autobahnen zu sperren. Beschwert man sich hierzulande über einspurige Fahrbahnen, scheint man im Nachbarland sich gar nicht erst in Reißverschlussverfahren zu versuchen (ich habe auch noch nie gesehen, dass es dort auch nur im Ansatz klappt): man fährt einfach Umwege über die anderen Autobahnen. Mir versperrten sich 2 Autobahnen, und nur eine hatte eine Umleitung.
Dank Iphone und GPS fand ich aber doch noch den kürzesten Weg und war rechtzeitig für Cookie und Tee in Friesland. Nach 3 Stunden Sonnenbad (durchaus in den Niederlanden möglich) war ich wieder up-to-date und fuhr ich dann nach Delft. Die Spätnachmittagssonne machte die Fahrt zu einem 3 Stunden andauernden Blindflug. Glücklicherweise gehen west-ost Autobahnen durch und man muss auf die Straßenschilder nicht sonderlich viel Acht geben.

I arrived in time for dinner with Carolina (Columbia) and Maria (Mexico) in Delft. The big birthday party itself was great (really sure). I just love those happenings where the second question of every conversation is "Where do you come from". In my case, the third question to me mostly was "You are not Spanish/Columbian?". That happens to me since a few years. Weirdest thing is, that the Spanishs told me that I would rather look German.
The people did not try to remember my name for long. I quickly earned the title "German Guy", because although my kind seems to swamp every multicultural place, I was the only German in the club. Unfortunately, the long driving made me very tired, so for the last 4 hours, I just observed all kind of party guests. I could have guessed it by then already, but as I was told later on, Delft has the same gender-structure as Aachen. Which means, the engineer sciences have high reputation, therefore attract more students than other studies - and those students are in majority men. The very few single women on the dancefloor seemed to use this circumstance for empiric investigations, when they tested varities of - lets say- close combat abilities with available subjects (not me!).
Several hours and some chocolate pralines later I finally could lay on my mattress and fell to sleep at 5am. After a quick brunch, my hosts Carolina and Maria showed me the city centre of Delft. During the night, the city already made a cute impression. During the day, too, but it was raining, of course. So we mainly walked from cafe to cafe satisfying either the need for coffee, food or both.
Dutch architecture is famous and does not seem to follow certain esthetic rules. Cities like Den Haag become a summery of impressive towers and houses which just do not fit their neighbour. But maybe that is the storyline of the citys architecture. If so, Delfts architectural storyline seem to be crooked buildings. Some walls of buildings at the market place did not seem to follow typical 90 degrees corners and the tower of the new church is also crooked. Anyway, it fits the old style and "cute" is just the only word to describe it.
When you meet people from other cultures, you also exchange impressions. Everybody has a specific stereotype about different cultures and when you go abroad, those stereotypes change. If it is closer to the truth depends on experience and the owner of the stereotype himself. It is always interesting to see other people's views and it is also a good opportunity to open a little bit each others eyes. Everybody, who already had to explain that Hitler is not kept in a prison in Berlin and "Lederhosen" are only worn by some people in the mountains behind Germanys civilized areas, knows what I am talking about. Often stereotypes are in a way understandable in the way, that you can see, why they exist. They often hold small pieces of truth which are connected with colorful expectations and opinions. However, sometimes, these colorful expectations and interpretations are very surprising. This weekend I was told that Dutchs are "not smart, but in time". The quality would not be priority. They would not do much, but that little bit on time. And the few smart people would just have organize everything to a running business. Huh? I do not get exactly why, but I heard similar, less colorful expressed, complaints before. But I do not see the difference to Germany, which was praised as better alternative in the same conversation. I guess, Germany is only running then, because 80 million people produce in total more few smart people who keep the business together. Or we still have an advantage to be the nation of standardization.
Funny thing: several people who I met, first tried to study in Germany, but then for different reasons ended up in Netherlands and were quite glad about it. I for my side always tried to study in the Netherlands and ended up in Sweden. And I am very grateful for that.

Die Heimfahrt dauerte dank gesperrter Autobahn ohne echte Umleitung wieder länger. Weezer, Joshua Radin, Xavier Rudd und Coldplay erwiesen sich allerdings als ausgezeichnete Nachtfahrtmusik auf meist fast menschenleeren Autobahnen. Das Auto ist stärker als ich ihm zugetraut hatte, und auch für längere Reisen angenehm. Ich übernahm es zwar mit den Worten "Ich fahre es nur noch, bis es bald auseinander fällt", aber es macht den Eindruck, als würde es noch die ein oder andere Abschiedstour vertragen. Vorschläge für lohnende Ziele sind willkommen.

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