Da die letzten Wochenenden nicht gerade erholsam waren, hatte ich mich eigentlich bereits auf 2 Nächte mit maximaler Schlafausbeute gefreut. Stattdessen bekam ich eine Einladung nach Münster und traf die Entscheidung, die ich bereits die vergangenen Wochen ein ums andere Mal gleich gefällt habe: Schlafen kann ich ein anderes Mal.
Also packte ich bereits Freitag morgen meine Sachen, lud sie ins Auto, und fuhr nach der Arbeit direkt an die Grenze von NRW und Niedersachsen. Am Anfang fluchte ich noch, da ich die entspannten Autobahnen in Holland gewohnt war. Freitag abend herrscht Anarchie auf Deutschen Autobahnen. Da wird man noch während des eigenen Überholvorgangs von dritten rechts überholt und macht man brav die Mittelspur frei, wird man von den stärkeren Motoren auf der rechten Fahrbahn festgedrückt und kommt hinter den LKWs nicht mehr schnell genug zurück auf Reisegeschwindigkeit. Nachdem sich der Fiesta allerdings warm gefahren und wir Köln passiert hatten, schwammen wir besser im Flow.
Katrin, Freundin meines letzten Mitbewohners in Aachen, hatte eine bunte Gruppe aus Leuten nach Münster eingeladen. Wir waren zu viert und trafen uns zufällig alle punkt 7 vor der Haustür. Nach üppigem Abendessen glühten wir auch gleich kräftig vor und machten die Innenstadt unsicher. Die Uhrzeit hatte ich nicht mehr ganz im Blick, aber an einem wichtigem Punkt beim Nachglühen fühlte ich, ich sollte an meiner Matraze horchen, wenn ich an dem Wochenende noch irgend etwas von Münster sehen wollen würde.
Leider schlief ich nur mein normales 5-6 Stunden Pensum... und war damit Stunden vor den anderen wach. Nach 3 Stunden Warterei beschloß ich, mich auf eigene Faust in die Stadt aufzumachen und nach etwas Essbarem zu jagen. In Aachen ist das kein Problem. Die Stadt ist überschwemmt mit Bäckern. Es gibt nur 3-4 Bäckerketten, aber jede unterhält teilweise sogar mehrere Filialen in einer Straße. In Münster wäre ich dagegen fast verhungert. Ein Kaffee und ein Doublechocolate Muffin überbrückten die Zeit bis ich mir nach Stunden auf dem Wochenmarkt eine Laugenstange und einen Zwiebelkuchen zwischen die Kiemen drücken konnte.
Münster ist ja bekannt als Fahrradstadt. Die Menschen pesen mit ihren Drahteseln von A nach B und sind nicht langsamer als Autos an ihrem Ziel. Anscheinend bekommen sie bei der Fahrerei so wenig von der Stadt mit, dass sie sich, wenn einmal zu Fuß unterwegs, alles gaaaaanz genau angucken müssen. Aachen ist dagegen hektisch. Aber man kommt in Aachen wenigstens auch bei vollen Straßen in angemessenem Tempo von A nach B. In Münster wird man ständig von planlosen Menschen ausgebremst. Ob auf dem Wochenmarkt, im Kaufhaus, in der Stadt - sogar im Kino! Menschen bleiben einfach mitten auf dem Weg stehen oder gehen in einem großmütterlichem Schneckentempo - und ich zwangsläufig auch.
Am Nachmittag trudelten meine Mitstreiter auch in der Stadt ein und wir machten eine (für mich mittlerweile 4.) Runde durch die Innenstadt und über den Send. Send ist eine Art Kirmes ist und entspricht in Aachen dem "Bend", hat aber einen anderen Ursprung. Wegen der kurzen Nacht holte ich noch etwas Schlaf am Nachmittag nach und nach dem wiedermal üppigem Abendessen schauten wir uns "Oben" im Kino an. Mit abgefahrenen 3D Brillen. Der Film ist echt lustig und wir haben geschrien vor Lachen. Das 3D Gelumpe war ein nettes Extra, aber nicht notwendig. Nach dem Kino trafen wir noch kurz Anna, gingen aber wegen bereits erwähnter kurzer Nacht schon um Mitternach nach Hause.
Der lange Schlaf tat gut, wurde allerdings um 5 Uhr morgens 2 Besuchern am Fenster unterbrochen, die mich für Katrins Mitbewohnerin hielten, da ich immerhin in ihrem Bett lag. Leider wussten sie nicht, dass sie über das Wochenende gar nicht in der Stadt war und sie hörten nicht eher auf an mein Fenster zu klopfen, bis ich aufstand und wir uns durch das geschlossene Fenster unterhielten.
"Du bist nicht Anje" - "Nein"
"Du guckst aber lieb" - "..."
"Wir würden gerne Antje sprechen" - "Die ist nicht da"
"Sollen wir wieder fahren?" - "Joa."
"Bestell schöne Grüße" - "Werd ich machen"
Da sie mir aber keine Namen dagelassen haben, habe ich einfach mal "Grüße von 2 Typen im Fenster" weitergeleitet.
Sonntag an sich war sehr entspannt. Wir spazierten um den Aasee, tranken einen Kaffe in der Stadt und verabschiedeten uns dann von einander, weil ich mich noch mit Anna und Line aus meinem Schwedischsprachkurs treffen wollte. Treffpunkt war eine Art Bastelmarkt in einem Pfarrhaus. Ich erstand sogar Geburtstagsgeschenke und etwas Dekopepp für meine mittlerweile nicht mehr ganz so neue, aber noch kahle Wohnung. Die restliche Zeit saßen wir bei Kaffee und Kuchen und tauschten die neusten Gerüchte und Neuigkeiten aus, die über unsere Erasmusler gehört hatten. Es war wiedermal ein netter Besuch in Münster und ich habe es immerhin geschafft, die Hälfte der Leute zu treffen, die ich wegen Schwedenzeiten angesprochen hatte. Der Rest war entweder ausgeflogen oder von Abschlußreports gefesselt. Um halb 6 war ich wieder auf der Autobahn Richtung Heimat.
Die Heimreise verkürzten dieses Mal Luna Halo, Molotov Jive, Die Toten Hosen, und (ganz klassisch) Die Ärzte. Molotov Jive möchte ich noch extra erwähnen, weil ich vergangenen Montag noch spontan auf einem Konzert von den Jungs war. Sie spielten in einem der Aachener Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg und da sie immerhin aus Schweden kamen, ging ich hin. Sie hatten ein wenig Sound von Mando Diao und auch wenn die Studiotitel etwas blechern klingen, live machten sie eine Menge Rock und Lärm. Vor allem mit den beiden guten Vorbands waren der Abend seinen Eintritt wert.
Ich muss noch ein paar Fotos für diesen Eintrag einsammeln. Auch wenn der Tag heute entspannt war, freue ich mich auf die kommenden ruhigen Wochenenden. Mindetens eins davon werde ich wohl in der Eifel verbringen.
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